Flora Zimmeter

Fragile

2020 -2024, C -Prints, je 90 x 60 cm

Flora Zimmeter befragt in ihrer Serie Fragile (ab 2020) die Beherrschung der Natur durch den Menschen – einschließlich derer Konsequenzen, wie etwa dem anthropogenen Klimawandel: Mit dem Großen Palmenhaus in Schönbrunn wählt sie einen Ort vormals imperialer Kontrolle über das Klima, der über drei unterschiedliche Klimazonen verfügt. Die das ganze Jahr mit hohem Energieaufwand konstant gehaltenen Temperaturen und Luftfeuchtigkeit erzeugen künstliche Jahreszeiten. Die 45.000 Glasscheiben des Großen Palmenhauses bilden eine fragile und transparente Membran zwischen dem klimatisch entkoppelten Innen und dem Außen der barocken Parkanlage. Den Pflanzen im Großen Palmenhaus ist koloniale Repräsentation und Macht eingeschrieben, wurden in der k. u. k. Monarchie seltene Pflanzen aus dem Globalen Süden gesammelt und als rekreierte koloniale Naturräume ausgestellt. In ihrer künstlerischen Auseinandersetzung bedient sich Flora Zimmeter den Grundbedingtheiten des fotografischen Mediums, wenn sie aus Licht und Spiegelungen komplexe Überlagerungen der Bildebenen erzeugt, die an analoge Doppelbelichtungen denken lassen. Die Pflanzen im Inneren und Äußeren, das Eisentragwerk der historistischen Architektur, die Wolkenformationen und der Himmel schichten sich zu Konstellationen visueller Simultaneität. Zentral ist dabei auch die sich aus dem Fotografieren von Spiegelungen bedingende Unschärfe, die auf das bildliche Ganze anstelle von Details fokussiert und damit den grundlegenden Unterschied zwischen der visuellen Wahrnehmung des menschlichen Auges gegenüber dem „Sehen“ einer Kamera veranschaulicht. 

Veronika Rudorfer